Seit dem 18. September ist auf der offiziellen Website der Cappella Sansevero der erste digitale wissenschaftliche Katalog über das künstlerische und historische Erbe der Kapelle verfügbar. Dieses Projekt markiert einen entscheidenden Meilenstein auf dem Weg der Erforschung und Vermittlung – sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene.
Unter der Leitung von Professor Gianluca Forgione entstand ein Werk, das das Ergebnis jahrelanger Forschung ist. Der Katalog umfasst 31 wissenschaftliche Beiträge, verfasst von einem Team von Expertinnen und Experten für die Kunst und Kultur des südlichen Italiens im 17. und 18. Jahrhundert: Luigi Coiro, Eleonora Loiodice, Sabrina Iorio, Augusto Russo und Mariano Saggiomo. Die Untersuchungen brachten bislang unbekannte Quellen und neue Zuschreibungen ans Licht – darunter die Zuordnung des Denkmals für Paolo di Sangro und der Skulptur Amor divino an Michelangelo Naccherino, die zuvor Francesco Queirolo zugeschrieben worden war. Zudem konnten anhand von Dokumenten aus dem Diözesanarchiv von Neapel die Gestalt der Kapelle im 17. Jahrhundert rekonstruiert und die von Raimondo di Sangro veranlassten Umgestaltungen nachvollzogen werden.
Ein wegweisendes Projekt
Die Cappella Sansevero ist das erste Museum Italiens, das Quire einsetzt – eine Open-Source-Plattform, die vom Getty gemeinsam mit internationalen Institutionen entwickelt wurde. In Kooperation mit Haltadefinizione, einem Technologieunternehmen der Gruppo Panini Cultura, vereint der Katalog wissenschaftliche Inhalte mit Bildern in höchster Auflösung und ermöglicht so eine intuitive und interaktive Online-Nutzung.
Haltadefinizione führte die komplette Gigapixel-Fotokampagne der Statuen, des Gewölbes und der Gemälde durch und erstellte zusätzlich 360°-Aufnahmen der Museumsräume. Die Bilder werden in Coosmo, dem von Haltadefinizione entwickelten Digital Asset Manager, archiviert und verwaltet. Dieses System ermöglicht eine flüssige, detailreiche Navigation und gewährleistet zugleich Transparenz und Kontinuität in der Dokumentation.
Der digitale Katalog beschränkt sich nicht darauf, die Struktur traditioneller gedruckter Verzeichnisse zu reproduzieren, sondern erweitert deren Möglichkeiten: Die Texte können laufend aktualisiert werden, die Bilder lassen sich bis ins kleinste Detail vergrößern, und die Inhalte sind auch aus der Ferne zugänglich – um ein immer breiteres und vielfältigeres Publikum zu erreichen.
Das Projekt wurde bereits im Mai im Rahmen eines von der Cappella Sansevero organisierten Studientags vorgestellt. Unter den Referierenden waren international renommierte Fachleute wie Andrea Bacchi (Universität Bologna, Fondazione Zeri) und Riccardo Naldi (Universität Neapel „L’Orientale“), der ein bislang unbekanntes Terrakotta-Modell des Cristo velato präsentierte.
Mit dieser Initiative bekräftigt die Cappella Sansevero ihr Engagement für wissenschaftliche Forschung, Digitalisierung und Zugänglichkeit – ein Engagement, das in den letzten Jahren durch die Zusammenarbeit mit Universitäten, Forschungszentren und technologischen Partnern weiter vertieft wurde.